Pantoprazol: Wirkung, Einnahme, Nebenwirkung (2024)

Von, Apotheker, Arzt

Benjamin Clanner-Engelshofen

Benjamin Clanner-Engelshofen ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Er studierte Biochemie und Pharmazie in München und Cambridge/Boston (USA) und merkte dabei früh, dass ihm die Schnittstelle zwischen Medizin und Naturwissenschaft besonders viel Spaß macht. Deshalb schloss er noch ein Studium der Humanmedizin an.

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Der Wirkstoff Pantoprazol gehört als Protonenpumpenhemmer zu den wichtigsten Mitteln gegen Sodbrennen und Magengeschwüre. Häufig dient er auch als Magenschutz bei der Behandlung mit bestimmten Schmerzmitteln. Pantoprazol hemmt die Protonenpumpe im Magen, welche die Magensäure ausschüttet. Seit 2009 ist der Wirkstoff rezeptfrei erhältlich. Hier lesen Sie alles Wichtige über den Wirkstoff Pantoprazol, Nebenwirkungen und Anwendungshinweise.

So wirkt Pantoprazol

Der menschliche Magen produziert zur Verdauung der Nahrungsbestandteile Magensäure (der Hauptbestandteil hiervon ist Salzsäure). Damit er sich jedoch nicht selbst verdaut, gibt die Magenschleimhaut zusätzlich ein zähes Sekret ab, welches die Zellen der Schleimhaut vor der aggressiven Säure schützt. Die Schleimhaut in der Speiseröhre ist durch einen Schließmuskel am Mageneingang (Ösophagussphinkter) vor der stark reizenden Magensäure geschützt.

Wenn zu viel Säure gebildet wird und/oder der Schließmuskel nicht richtig funktioniert, kann die Magensäure unter Umständen in die Speiseröhre gelangen und die dortige Schleimhaut angreifen. Es kommt zu Schmerzen (Sodbrennen) und Entzündungsreaktionen (Speiseröhrenentzündung). Gleiches kann die Magenschleimhaut betreffen.

Die Magensäure kann außerdem schuld sein, wenn ein bestehendes Magengeschwür nicht oder nur sehr langsam heilt, indem sie das Gewebe ständig reizt.

Protonenpumpenhemmer

Der Wirkstoff Pantoprazol hemmt die sogenannten Protonenpumpen, welche in der Magenschleimhaut für die Ausschüttung der Magensäure verantwortlich sind. Er muss hierfür über die Blutbahn zum Magen transportiert werden. Erst dort wird er durch saures Milieu in den Magenzellen (Belegzellen) in die aktive Wirkform überführt, die dann die Protonenpumpen hemmt.

Aus diesem Grund wird Pantoprazol in Form von magensaftresistenten Tabletten eingenommen, die den Wirkstoff erst im Darm freisetzen, wo er ins Blut aufgenommen wird. Daher ist bei der Pantoprazol-Einnahme darauf zu achten, die Tabletten unzerteilt und unzerkaut vor dem Essen einzunehmen.

Die Wirkung von Pantoprazol lindert aufgrund seines Wirkungsmechanismus nicht unmittelbar die Beschwerden. Der maximale Effekt ist meist nach zwei bis drei Tagen erreicht. Dies sollte bei der Selbstmedikation bedacht werden.

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Wann wird Pantoprazol angewendet?

Pantoprazol wird angewendet, um die körpereigene Magensäureproduktion zu verringern. Dies ist notwendig bei Sodbrennen, Entzündungen der Speiseröhre durch Aufsteigen der Magensäure (Refluxösophagitis) und zur Förderung der Rückbildung von Magengeschwüren.

Weiterhin sind Kombinationen aus Pantoprazol und Antibiotika üblich zur Behandlung einer Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Er verursacht häufig eine Magenschleimhautentzündung (Typ-B-Gastritis). Unbehandelt kann der Magenkeim zu Magengeschwüren und sogar Magenkrebs führen.

Pantoprazol dient außerdem oft als Begleittherapie bei der Langzeitbehandlung mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Diese Schmerzmittel können Magensäure-assoziierte Nebenwirkungen verursachen. Pantoprazol kann davor schützen.

Der Protonenpumpenhemmer wird sowohl zur kurzzeitigen Therapie wie auch zur längerfristigen Behandlung angewendet, letztere jedoch nur auf ärztliche Anordnung.

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So wird Pantoprazol angewendet

Meist wird Pantoprazol als magensaftresistente Tablette verabreicht, seltener als Injektionslösung.

Die Tablette wird üblicherweise morgens auf nüchternen Magen etwa eine Stunde vor dem Frühstück mit einem Glas Wasser eingenommen. Bei starken akuten Beschwerden oder, falls keine ausreichende Säurehemmung erreicht wird, kann in Absprache mit dem Arzt eine zweite Dosis abends eingenommen werden.

In seltenen Fällen können auch mehrere Tabletten pro Einnahme notwendig sein - beispielsweise beim Zollinger-Ellison-Syndrom (Gastrinom). Dabei entsteht durch Gastrin-produzierende Tumorzellen zu viel Magensäure. Die Folge sind Schleimhautschäden (Ulcera).

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Welche Nebenwirkungen hat Pantoprazol?

Generell treten bei der Therapie mit Pantoprazol wenig Nebenwirkungen auf. Bei bis zu zehn Prozent der Behandelten kommt es jedoch zu Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen. Auch Kopfschmerzen und Schwindel sind möglich.

Besonders die Langzeiteinnahme des Protonenpumpenhemmers (ein Jahr und länger) kann einen Anstieg der Leberenzymwerte, Vitamin B12-Mangel, Magnesiummangel und Knochenbrüche (besonders bei älteren Patienten und jenen mit einem Risiko für Osteoporose) hervorrufen. Nebenwirkungen wie diese treten auch unter anderen Protonenpumpenhemmern auf.

Symptome einer Überdosierung sind beim Menschen nicht bekannt.

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Was ist bei der Einnahme von Pantoprazol zu beachten?

Bei Kindern unter 12 Jahren sollte Pantoprazol aufgrund mangelnder Erfahrung nicht angewendet werden.

Während der Schwangerschaft darf Pantoprazol sicherheitshalber nur in Rücksprache mit einem Arzt angewendet werden. Untersuchungen an über 600 Schwangerschaftsverläufen ergaben keinen Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Da Pantoprazol in die Muttermilch übergeht, sollte ebenso in der Stillzeit vor der Einnahme ein Arzt befragt werden.

Pantoprazol kann die Aufnahmegeschwindigkeit von anderen Medikamenten verändern. Gerade stark wirksame Medikamente (etwa Opiate wie Morphin) können so ungewohnt schnell aus dem Darm resorbiert werden, was zu höheren Blutspiegeln führt. Deshalb sollte vor der gleichzeitigen Anwendung von Pantoprazol und anderen Medikamenten Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker gehalten werden.

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So erhalten Sie Medikamente mit Pantoprazol

Der Wirkstoff Pantoprazol ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz als Arzneimittel ausschließlich über die Apotheke zu beziehen.

In allen drei Ländern sind Tabletten mit bis zu 20 Milligramm Pantoprazol rezeptfrei erhältlich, allerdings nur in Packungen zu 7 und 14 Tabletten. Damit soll verhindert werden, dass Patienten auf eigene Faust den Protonenpumpenhemmer langfristig einnehmen. Höher dosierte Tabletten (40 Milligramm) und Injektionslösungen sind verschreibungspflichtig.

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Geschichte

Der Wirkstoff Pantoprazol kam erst nach dem Wirkstoff Omeprazol (der erste Protonenpumpenhemmer) auf den Markt. Es ist ein Analogpräparat, das heißt, die Anwendungsgebiete und Wirkweise sind fast identisch.

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Weitere interessante Informationen

Die Einnahme von Pantoprazol kann ein falsch positives Ergebnis bei einem Schnelltest auf THC, der psychoaktiven Komponente von Marihuana/Cannabis, ergeben.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Pantoprazol: Wirkung, Einnahme, Nebenwirkung (1)

Benjamin Clanner-Engelshofen

Benjamin Clanner-Engelshofen ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Er studierte Biochemie und Pharmazie in München und Cambridge/Boston (USA) und merkte dabei früh, dass ihm die Schnittstelle zwischen Medizin und Naturwissenschaft besonders viel Spaß macht. Deshalb schloss er noch ein Studium der Humanmedizin an.

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Quellen:

  • Ärztezeitung: PPI schützen den Magen bei einer NSAR-Therapie, 09.05.2006, unter: www.aerztezeitung.de (Abruf: 20.05.2021)
  • Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR) Pantozol Control der EMEA, Stand März 2021, unter: www.ema.europa.eu (Abruf: 20.05.2021)
  • Forth, W. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 8. Auflage, Urban & Fischer Verlag, 2001
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020
  • Karow, T. et Lang-Roth, R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow Verlag, 29. Auflage, 2021
  • Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Pantoprazol, unter: www.embryotox.de (Abruf: 21.05.2021)
  • Shi, S. & Klotz, U.: Proton pump inhibitors: an update of their clinical use and pharmaco*kinetics. Eur J Clin Pharmacol 64, 935-951 (2008), doi: 10.1007/s00228-008-0538-y
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